heucheln


Unter den Christen soll es Heuchler geben?
Mir ist noch kein „Christ“ begegnet,
der sich selber einen Heuchler genannt hat.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 142)

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Den Frömmlern ist jeder Fromme
ein Ketzer und Heuchler.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 224)

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Wo Hierarchien,
da schmeichelnde Heuchler.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 315)

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„Moralisch verdächtig,
denn er ist ein Junggeselle“?
„Bestimmt ein Verbrecher
wie all diese angeblich Besitzlosen“?
„Arbeitsscheues Gesindel“?
„Ein Dilettant;
der hat ja noch nicht einmal Abitur“?
„Ein Ketzer;
der geht sogar den Emmausjüngern nach“?
„Ein Rotlicht-Heini;
der unterhält sich ja mit jedem Flittchen
und ergreift für so etwas
sogar noch öffentlich Partei“?
„Nicht vertrauenswürdig;
der verkehrt sogar mit gaunerischen
Steuereintreibern“?
„Aufsässig;
keine Hochachtung vor Rang und Titeln“?
„Ein Besserwisser;
der will sogar noch unsere herrschenden
Theologen belehren“?
„Ein Unruhestifter“?
„Ein Heuchler;
der hält sich selbst für sündlos“?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 718)

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Es ist die Tragik von Gesetzen,
Richten zu gebären
und Heucheln
und Verzweifeln
und zuweilen Henken.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 778)

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Eigentlich sollte doch
das Christentum erlösen –
auch von Heuchelei und Scheinheiligkeit.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 904)

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Der Unterschied zwischen einem Gleichnis
und einem theologischen Bilderrätsel?
Ersteres ist voller Leben und entlarvt Heuchelei;
letzteres ist so tot wie ein Götze,
stärkt die Eitelkeit seines Konstrukteurs und
täuscht eine Harmonie vor,
die es in der Wirklichkeit gar nicht gibt;
und es verleitet dazu,
sich selbst zu betrügen,
weil sich der Gläubige in seiner Phantasierolle
als vollkommen wähnt –
unabhängig von seinem tatsächlichen Verhalten.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 976)

 

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