Abend als Schlagwort für Zitate
incl. Abendempfindung, Abendhauch, Abendhimmel, Abendlied, Abendmuse, Abendphantasie, Abendruhe,
Abendstunde
vgl auch → Abendmahl, altern, dunkeln, Heimweg, Herbst, Himmel, Mond, Nachtkerze, neigen, ruhen, Stern, Symbol, Tag, Zeit;
≠ Mittag, Morgen, Morgenröte, Morgenwache, Nacht
___________________________________
Als gesonderte Bereiche dieser Unterseite werden nachstehend aufgeführt (in Klammern: Anzahl der jeweiligen Zitate):
#Abend (14)
#Abendfrieden (2)
#Abendglocke (2)
#Abendlied (2)
Mit der Tastenkobination Strg + F können Sie ganz unten ein Suchfeld öffnen und dort das gesuchte Stichwort mit vorangestelltem # eingeben und dann mit den Pfeilen neben dem Suchfeld auf dieser Unterseite suchen.
_____Selbstverständlich können Sie das sogenannte Rautezeichen # auch fortlassen und eine Volltextsuche auf dieser Seite starten; dabei riskieren Sie es jedoch, daß Sie das gesuchte Zitat nicht finden, weil dort das Stichwort in einer gebeugten Form oder in einer älteren Schreibweise verwendet wird.
___________________________________
#Abend
incl. Abendempfindung, Abendhauch, Abendhimmel, Abendmuse, Abendphantasie, Abendruhe, Abendstunde
vgl auch tags auf dieser Seite → Abendfrieden, Abendglocke, Abendlied;
vgl auch → Abendmahl, altern, dunkeln, Heimweg, Herbst, Himmel, Mond,
Nachtkerze, neigen, ruhen, Stern, Symbol, Tag, Zeit;
≠ Mittag, Morgen, Morgenröte, Morgenwache, Nacht
***
Ein Abend im Frieden Gottes
(Überschrift von Psalm 4; in: Lutherbibel, 1912)
***
{5:5} Mache dich auf,
Jerusalem,
und tritt auf die Höhe
und sieh umher gegen Morgen
und schaue deine Kinder,
die vom Abend und vom Morgen
versammelt sind
durch das Wort des Heiligen
und sich freuen,
daß Gott wieder ihrer gedacht hat.
{5:6} Sie sind zu Fuß von dir
durch die Feinde weggeführt;
Gott aber bringt sie zu dir,
getragen mit Ehren,
als Kinder des Reichs.
(Der Schreiber BARUCH, der Sohn Nerias, in Babel-BB/IRQ; in:
Lutherbibel, 1912, Baruch 5:5-6)
{Glosse: vgl → KalenderQouz zum 1.3.2023}
***
{8:10} {...} „Wahrlich ich sage
euch:
Solchen Glauben habe ich
in Israel nicht gefunden!
{8:11} {...} Viele werden kommen vom
Morgen
und vom Abend
und mit Abraham und Isaak und Jakob
im Himmelreich sitzen; {...}.“
(JESUS in Kapernaum = Kafarnaum-Z/IL
zu denen, die ihm nachfolgten,
über einen römischen Hauptmann,
wiedergegeben durch den Evangelisten MATTHÄUS; in:
Lutherbibel, 1912, aus Matthäus 8:10-11)
{Glosse: vgl → KalenderQouz zum 11.3.2026}
***
Abend
Der schnelle Tag ist hin, die Nacht schwingt ihre Fahn’
und führt die Sterne auf. Der Menschen müde Scharen
verlassen Feld und Werk; wo Tier und Vögel waren,
trau’rt jetzt die Einsamkeit. Wie ist die Zeit vertan!
Der Port naht mehr und mehr sich zu der Glieder Kahn.
Gleich wie dies’ Licht verfiel, so wird in wenig’ Jahren
ich, du und was man hat und was man sieht, hinfahren.
Dies Leben kommt mir vor als eine Renne-Bahn.
Laß, höchster Gott, mich doch nicht auf dem Laufplatz gleiten,
laß mich nicht Ach, nicht Pracht, nicht Lust, nicht Angst verleiten!
Dein ewig heller Glanz sei vor und neben mir!
Laß, wenn der müde Leib entschläft, die Seele wachen.
Und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen,
so reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu dir.
(Andreas GRYPHIUS: Freuden vnd Trauer-Spiele auch Oden vnd Sonnette sampt Herr Peter Squentz Schimpff-Spiel.
Sonnette. Das Ander Buch, 1658, S. 30)
***
Abendlied
1
Der Mond ist aufgegangen,
die gold’nen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
2
Wie ist die Welt so stille
und in der Dämm’rung Hülle
so traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.
3
Seht ihr den Mond dort stehen? –
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht seh’n.
4
Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.
5
Gott, laß uns dein Heil schauen,
auf nichts Vergänglich’s trauen,
nicht Eitelkeit uns freu’n!
Laß uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein!
6
Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
laß uns in’ Himmel kommen,
du, unser HERR und unser Gott!
7
So legt euch,
Schwestern, {1} Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen,
und laß uns ruhig schlafen –
und unsern kranken Nachbarn { 2} auch!
(D: Matthias CLAUDIUS, EA 1778 im: Musen Almanach für
1779,
herausgegeben von Johann Heinrich Voß, (Verlag Carl Ernst Bohn) Hamburg,
S. 184-186; *1776c;
K: Johann Abraham Peter SCHULZ, EA 1790;
Original:
{1} denn, ihr
{2} Nachbar
***
Abendempfindung
1
Abend ist’s, die Sonne ist verschwunden,
und der Mond strahlt Silberglanz;
so entflieh’n des Lebens schönste Stunden,
flieh’n vorüber wie im Tanz.
2
Bald entflieht des Lebens bunte Szene,
und der Vorhang rollt herab;
aus ist unser Spiel, des Freundes Träne
fließet schon auf unser Grab.
3
Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise,
eine stille Ahnung zu)
schließ’ ich dieses Lebens Pilgerreise,
fliege in das Land der Ruh’.
4
Werdet ihr an meinem Grabe weinen,
trauernd meine Asche seh’n,
dann, o Freunde, will ich euch erscheinen
und will himmelauf auch weh’n.
5
Schenk’ auch du ein Tränchen mir und pflücke
mir ein Veilchen auf mein Grab,
und mit deinem seelenvollen Blicke
sieh dann sanft auf mich herab.
6
Weih mir eine Träne, und ach! schäme
dich nur nicht, sie mir zu weih’n;
oh, sie wird in meinem Diademe
dann die schönste Perle sein!
(???Joachim Heinrich CAMPE;
*29.6.1746 Deensen-HOL; †22.10.1818 Braunschweig-BS;
vertont von Wolfgang Amadeus MOZART,
*24.6.1787 (KV 523), nach einem unbekannten Dichter)
***
Abendphantasie
1
Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.
Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
friedlichen Dorfe die Abendglocke.
2
Wohl kehren itzt die Schiffer zum Hafen auch,
in fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
geschäft’ger Lärm; in stiller Laube
glänzt das gesellige Mahl den Freunden.
3
Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh’ und Ruh’
ist alles freudig; warum schläft denn
nimmer nur mir in der Brust der Stachel?
4
Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
unzählig blühen die Rosen, und ruhig scheint
die gold’ne Welt; o dorthin nimmt mich,
purpurne Wolken! Und möge droben
5
in Licht und Luft zerrinnen mir Lieb’ und Leid! –
Doch, wie verscheucht von törichter Bitte, flieht
der Zauber; dunkel wird’s, und einsam
unter dem Himmel, wie immer, bin ich –
6
Komm du nun, sanfter Schlummer! Zu viel begehrt
das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
du ruhelose, träumerische!
Friedlich und heiter ist dann das Alter.
(Friedrich HÖLDERLIN; in:
Brittischer Damenkalender und Taschenbuch für das Jahr 1800,
Frankfurt am Main 1799/1800, S. 94; *1799c)
***
Abendlied
1
Abend wird es wieder,
über Wald und Feld
säuselt Frieden nieder,
und es ruht die Welt.
2
Nur der Bach ergießet
sich am Felsen dort,
und er braust und fließet
immer, immer fort.
3
Und kein Abend bringet
Frieden ihm und Ruh’,
keine Glocke klinget
ihm ein Rastlied zu. [55||56]
4
So in deinem Streben
bist, mein Herz, auch du:
Gott nur kann dir geben
wahre Abendruh’.
D: August Heinrich HOFFMANN von Fallersleben
(*2.4.1798 Wolfsburg-Fallersleben-WOB;
†19.1.1874 Höxter-Corvey-HX)
*16.6.1837
EA 1838 in: Gedenke mein! 8. Jahrgang (Taschenbuch für 1839),
(Verlag von Friedrich Wilhelm Pfautsch) Wien/A und Leipzig-L vermutlich noch 1838, S. 55-56:
Seite 55: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11044777?page=110,111
Seite 56: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11044777?page=112,113
K zB: Johann Christian Heinrich RINCK
(*18.2.1770 Elgersburg-IK;
†7.8 1846 Darmstadt-DA)
*1827 {im Manuskript noch mit Punktierungen}
EA vermutlich 1841 in:
Liederkranz. Auswahl heiterer und ernster Gesänge für Schule, Haus und Leben, 2. Heft,
herausgegeben von Ludwig Erk und Wilhelm Greef,
(G. D. Bädeker Verlag) Essen (Ruhr) 1841,
Nummer 12, Seite 12
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11161059?page=18
vorgetragen zB durch
Rundfunk-Jugendchor Wernigerode-HZ, 2007a:
https://www.youtube.com/watch?v=YjSzz2OWurk
***
Abend
1
Einsam hinterm letzten Haus
geht die rote Sonne schlafen,
und in ernste Schlußoktaven
klingt des Tages Jubel aus.
2
Lose Lichter haschen spät
noch sich auf den Dächerkanten,
wenn die Nacht schon Diamanten
in die blauen Fernen sät.
(Rainer Maria RILKE:
Larenopfer 1895; *1895c;
hier zitiert nach Sämtliche Werke, Band 1, 1955, S. 20)
***
Abend
1
Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: Und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;
2
und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt –
3
und lassen dir (unsäglich zu entwirr’n)
dein Leben, bang und riesenhaft und reifend,
so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.
(Rainer Maria RILKE:
Das Buch der Bilder, 1. Buch, Teil 2, 2. Aufl., 1906, S. 58; *1904c)
***
Abendmuse
1
Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms Schatten
und Gold’nes. Die heiße Stirn verglüht in Ruh’ und Schweigen.
Ein Brunnen fällt im Dunkel von Kastanienzweigen –
Da fühlst du: Es ist gut! in schmerzlichem Ermatten.
2
Der Markt ist leer von Sommerfrüchten und Gewinden.
Einträchtig stimmt der Tore schwärzliches Gepränge.
In einem Garten tönen sanften Spieles Klänge,
wo Freunde nach dem Mahle sich zusammenfinden.
3
Des weißen Magiers Märchen lauscht die Seele gerne.
Rund saust das Korn, das Mäher nachmittags geschnitten.
Geduldig schweigt das harte Leben in den Hütten;
der Kühe linden Schlaf bescheint die Stallaterne.
4
Von Lüften trunken sinken balde ein die Lider
und öffnen leise sich zu fremden Sternenzeichen.
Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen
und beugt sich über trauervolle Wasser nieder.
(Georg TRAKL; in:
Der Brenner 3. Jg, Nr 4 vom 15.11.1912, S. 170; *Sommer 1912c)
***
Abendlied
1
Am Abend, wenn wir auf dunklen Pfaden geh’n,
erscheinen unsere bleichen Gestalten vor uns.
2
Wenn uns dürstet,
trinken wir die weißen Wasser des Teichs,
die Süße unserer traurigen Kindheit.
3
Erstorbene ruhen wir unterm Holundergebüsch {1},
schau’n den grauen Möwen zu.
4
Frühlingsgewölke steigen über die finstere Stadt,
die der Mönche edlere Zeiten schweigt.
5
Da ich deine schmalen Hände nahm
schlugst du leise die runden Augen auf,
dieses ist lange her.
6
Doch wenn dunkler Wohllaut die Seele heimsucht,
erscheinst du Weiße in des Freundes herbstlicher Landschaft.
(Georg TRAKL; in:
Der Brenner, 3. Jg., Heft 10 vom 15.2.1913, S. 425;
dort:
{1} Hollundergebüsch;
hier zitiert nach Gedichte, 1913, S. 57)
***
Ein Winterabend
1
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet,
und das Haus ist wohlbestellt.
2
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
3
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
(2. Fassung in: Sebastian im
Traum, (Verlag Kurt Wolff) Leipzig-L 1915, S. 30)
(Georg TRAKL,
*3.2.1887 Salzburg-S/A;
†3.11.1914 Krakau =
Kraków-KR/PL
angeblich durch Überdosis Kokain nach Kriegseindrücken)
{ein unfaßbares, kerzendes Abendmahlsgedicht;
nicht nur für viele,
sondern erquickend für alle Menschen!
KalenderQouz, *6.11.2023}
***
Abendstunde hat Gold im Munde
{Schlager, fröhlich interpretiert von Wencke Myhre}
(Text vermutlich von Hans BRADTKE, EA 1969;
vertont vermutlich von Bobby SCHMIDT;
urheberrechtlich geschützt vermutlich bis 31.12.2067;
Angaben ohne Gewähr)
***
Abends
{Playpeople-Schlager, interpretiert von Udo Jürgens}
(Text vermutlich von Dr. jur. Michael KUNZE, EA 1985;
vertont vermutlich von Udo JÜRGENS;
urheberrechtlich geschützt vermutlich bis 31.12.2113c;
Angaben ohne Gewähr)
***
___________________________________
#Abendfrieden
incl.
vgl auch tags auf dieser Seite → Abend, Abendglocke, Abendlied;
vgl auch → Dorf, dunkeln, Frieden, Harmonie, Heimweg, Himmel, Idylle, leise, Mond, ruhen, Stern, Stille;
≠ Affe, aufdrängen, Aufdringlichkeit, donnern, Feuerwerk,
knallen, Krach, lärmen, laut, Polterabend, protestieren, Rücksichtslosigkeit, Schwerhörigkeit, Verkehr
***
Abendlied
1
Abend wird es wieder,
über Wald und Feld
säuselt Frieden nieder,
und es ruht die Welt.
2
Nur der Bach ergießet
sich am Felsen dort,
und er braust und fließet
immer, immer fort.
3
Und kein Abend bringet
Frieden ihm und Ruh’,
keine Glocke klinget
ihm ein Rastlied zu. [55||56]
4
So in deinem Streben
bist, mein Herz, auch du:
Gott nur kann dir geben
wahre Abendruh’.
D: August Heinrich HOFFMANN von Fallersleben
(*2.4.1798 Wolfsburg-Fallersleben-WOB;
†19.1.1874 Höxter-Corvey-HX)
*16.6.1837
EA 1838 in: Gedenke mein! 8. Jahrgang (Taschenbuch für 1839),
(Verlag von Friedrich Wilhelm Pfautsch) Wien/A und Leipzig-L vermutlich noch 1838, S. 55-56:
Seite 55: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11044777?page=110,111
Seite 56: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11044777?page=112,113
K zB: Johann Christian Heinrich RINCK
(*18.2.1770 Elgersburg-IK;
†7.8 1846 Darmstadt-DA)
*1827 {im Manuskript noch mit Punktierungen}
EA vermutlich 1841 in:
Liederkranz. Auswahl heiterer und ernster Gesänge für Schule, Haus und Leben, 2. Heft,
herausgegeben von Ludwig Erk und Wilhelm Greef,
(G. D. Bädeker Verlag) Essen (Ruhr) 1841,
Nummer 12, Seite 12
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11161059?page=18
vorgetragen zB durch
Rundfunk-Jugendchor Wernigerode-HZ, 2007a:
https://www.youtube.com/watch?v=YjSzz2OWurk
***
Wo gibt es hierzulande noch
Abendfrieden?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 266)
***
___________________________________
#Abendglocke
incl. A
vgl auch tags auf dieser Seite → Abend, Abendfrieden, Abendlied;
vgl auch → Dorf, dunkeln, Frieden, Harmonie, Heimweg, Himmel, Idylle, leise, Mond, ruhen, Stern, Stille;
≠ Mittag, Morgen, Morgenröte, Morgenwache
***
Abendphantasie
1
Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.
Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
friedlichen Dorfe die Abendglocke.
2
Wohl kehren itzt die Schiffer zum Hafen auch,
in fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
geschäft’ger Lärm; in stiller Laube
glänzt das gesellige Mahl den Freunden.
3
Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh’ und Ruh’
ist alles freudig; warum schläft denn
nimmer nur mir in der Brust der Stachel?
4
Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
unzählig blühen die Rosen, und ruhig scheint
die gold’ne Welt; o dorthin nimmt mich,
purpurne Wolken! Und möge droben
5
in Licht und Luft zerrinnen mir Lieb’ und Leid! –
Doch, wie verscheucht von törichter Bitte, flieht
der Zauber; dunkel wird’s, und einsam
unter dem Himmel, wie immer, bin ich –
6
Komm du nun, sanfter Schlummer! Zu viel begehrt
das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
du ruhelose, träumerische!
Friedlich und heiter ist dann das Alter.
(Friedrich HÖLDERLIN; in:
Brittischer Damenkalender und Taschenbuch für das Jahr 1800,
Frankfurt am Main 1799/1800, S. 94; *1799c)
***
Ein Winterabend
1
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet,
und das Haus ist wohlbestellt.
2
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
3
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
(2. Fassung in: Sebastian im
Traum, (Verlag Kurt Wolff) Leipzig-L 1915, S. 30)
(Georg TRAKL,
*3.2.1887 Salzburg-S/A;
†3.11.1914 Krakau =
Kraków-KR/PL
angeblich durch Überdosis Kokain nach Kriegseindrücken)
{ein unfaßbares, kerzendes Abendmahlsgedicht;
nicht nur für viele,
sondern erquickend für alle Menschen!
KalenderQouz, *6.11.2023}
***
___________________________________
#Abendlied
incl. A
vgl auch tags auf dieser Seite → Abend, Abendfrieden, Abendglocke;
vgl auch → Dorf, dunkeln, Frieden, Harmonie, Heimweg, Himmel, Idylle, leise, Mond, ruhen, Stern, Stille;
≠ Mittag, Morgen, Morgenröte, Morgenwache
***
Abendlied {CLAUDIUS
1778}
1
Der Mond ist aufgegangen,
die gold’nen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
2
Wie ist die Welt so stille
und in der Dämm’rung Hülle
so traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.
3
Seht ihr den Mond dort stehen? –
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht seh’n.
4
Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.
5
Gott, laß uns dein Heil schauen,
auf nichts Vergänglich’s trauen,
nicht Eitelkeit uns freu’n!
Laß uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein!
6
Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
laß uns in’ Himmel kommen,
du, unser HERR und unser Gott!
7
So legt euch,
Schwestern, {1} Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen,
und laß uns ruhig schlafen –
und unsern kranken Nachbarn { 2} auch!
(D: Matthias CLAUDIUS, EA 1778 im: Musen Almanach für
1779,
herausgegeben von Johann Heinrich Voß, (Verlag Carl Ernst Bohn) Hamburg,
S. 184-186; *1776c;
K: Johann Abraham Peter SCHULZ, EA 1790;
Original:
{1} denn, ihr
{2} Nachbar
***
Abendlied {HOFFMANN von Fallersleben 1838}
1
Abend wird es wieder,
über Wald und Feld
säuselt Frieden nieder,
und es ruht die Welt.
2
Nur der Bach ergießet
sich am Felsen dort,
und er braust und fließet
immer, immer fort.
3
Und kein Abend bringet
Frieden ihm und Ruh’,
keine Glocke klinget
ihm ein Rastlied zu. [55||56]
4
So in deinem Streben
bist, mein Herz, auch du:
Gott nur kann dir geben
wahre Abendruh’.
D: August Heinrich HOFFMANN von Fallersleben
(*2.4.1798 Wolfsburg-Fallersleben-WOB;
†19.1.1874 Höxter-Corvey-HX)
*16.6.1837
EA 1838 in: Gedenke mein! 8. Jahrgang (Taschenbuch für 1839),
(Verlag von Friedrich Wilhelm Pfautsch) Wien/A und Leipzig-L vermutlich noch 1838, S. 55-56:
Seite 55: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11044777?page=110,111
Seite 56: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11044777?page=112,113
K zB: Johann Christian Heinrich RINCK
(*18.2.1770 Elgersburg-IK;
†7.8 1846 Darmstadt-DA)
*1827 {im Manuskript noch mit Punktierungen}
EA vermutlich 1841 in:
Liederkranz. Auswahl heiterer und ernster Gesänge für Schule, Haus und Leben, 2. Heft,
herausgegeben von Ludwig Erk und Wilhelm Greef,
(G. D. Bädeker Verlag) Essen (Ruhr) 1841,
Nummer 12, Seite 12
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11161059?page=18
vorgetragen zB durch
Rundfunk-Jugendchor Wernigerode-HZ, 2007a:
https://www.youtube.com/watch?v=YjSzz2OWurk
***
Abendlied {TRAKL
1913}
1
Am Abend, wenn wir auf dunklen Pfaden geh’n,
erscheinen unsere bleichen Gestalten vor uns.
2
Wenn uns dürstet,
trinken wir die weißen Wasser des Teichs,
die Süße unserer traurigen Kindheit.
3
Erstorbene ruhen wir unterm Holundergebüsch {1},
schau’n den grauen Möwen zu.
4
Frühlingsgewölke steigen über die finstere Stadt,
die der Mönche edlere Zeiten schweigt.
5
Da ich deine schmalen Hände nahm
schlugst du leise die runden Augen auf,
dieses ist lange her.
6
Doch wenn dunkler Wohllaut die Seele heimsucht,
erscheinst du Weiße in des Freundes herbstlicher Landschaft.
(Georg TRAKL; in:
Der Brenner, 3. Jg., Heft 10 vom 15.2.1913, S. 425;
dort:
{1} Hollundergebüsch;
hier zitiert nach Gedichte, 1913, S. 57)
***
Abendlied {KLEPPER 1938}
1
Ich liege, HERR, in deiner Hut
und schlafe ganz mit Frieden.
Dem, der in deinen Armen ruht,
ist wahre Rast beschieden.
2
Du bist’s allein, HERR, der stets wacht,
zu helfen und zu stillen,
wenn mich die Schatten finstrer Nacht
mit jäher Angst erfüllen.
3
Dein starker Arm ist ausgereckt,
daß Unheil mich verschone
und ich, was auch den Schlaf noch schreckt,
beschirmt und sicher wohne.
4
So will ich, wenn der Abend sinkt,
des Leides nicht gedenken,
das mancher Erdentag noch bringt,
und mich darein versenken,
5
wie du, wenn alles nichtig war,
worauf die Menschen hoffen,
zur Seite warst und wunderbar
mir Plan und Rat getroffen.
6
Weil du der mächt’ge Helfer bist,
will ich mich ganz bescheiden
und, was bei dir verborgen ist,
dir zu entreißen meiden.
7
Ich achte nicht der künft’gen Angst.
Ich harre deiner Treue,
der du nicht mehr von mir verlangst,
als daß ich stets aufs neue
8
zu kummerlosem, tiefem Schlaf
in deine Huld mich bette,
vor allem, was mich bitter traf,
in deine Liebe rette.
9
Ich weiß, daß auch der Tag, der kommt,
mir deine Nähe kündet
und daß sich alles, was mir frommt,
in deinen Ratschluß findet.
10
Sind nun die dunklen Stunden da,
soll hell vor mir erstehen,
was du, als ich den Weg nicht sah,
zu meinem Heil ersehen.
11
Du hast die Lider mir berührt.
Ich schlafe ohne Sorgen.
Der mich in diese Nacht geführt,
der leitet mich auch morgen.
(*7.5.1938;
EA in: Jochen KLEPPER: Kyrie, 1. Auflage, 1938;
oben nach mehreren Quellen im Internet zitiert,
da das Original zwar nicht mehr dem Urheberrecht unterliegt,
aber übers Internet zur Zeit nirgendwo verfügbar ist)
Jochen Klepper
(*22.3.1903 Beuthen an der Oder = Bytom
Odrzański-FNW/PL;
†11.12.1942 Berlin-B angeblich durch
Selbsttötung in auswegloser Lage)
***
___________________________________