beugen (div.)

vgl auch  → abweichen,  achten,  altern,  annehmen,  aufblicken,  befolgen,  Demut,  einverstanden,  erhören,  ertragen,  fassen,  folgen,  Gehorsam,  krumm,  leiden,  mißbrauchen,  neigen,  niederfallen,  niedrig,  Palme,  schicken,  schief,  tragen,  unterliegen,  verbeugen,  vergeben,  verkleinern,  verkraften,  vorbeugen,  zwingen;
Gegenwehr,  protestieren,  wehrenweigern,  widersetzen
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Im Herbst

1
Es tät’ ein Bäumchen stehen
in schönster Frühlingszier,
und zarte Düfte wehen
zu Menschen, Pflanz’ und Tier.
Doch niemand mocht’ es achten
denn nur ein Mückenschwarm;
die Menschen es belachten,
die Blüte welkt vor Harm.
2
Und viele Tage gehen
dahin im Jahresstreif,
stolz kann das Bäumchen sehen
auf Früchte, die jetzt reif.
Die wollt’ es gern verschenken
und wirft sie alle ab;
doch niemand will’s bedenken
und beuget sich herab.
3
Dem Bäumchen hilft kein Flehen,
schon spät ist Herbsteszeit,
und seine Blätter wehen
rings in die Lande weit.
Und mancher tät’ sie wenden,
und mancher tritt sie klein;
da müssen sie verenden
und wohl vergebens sein.
4
Bald Winterstürme wehen,
die Axt, sie nahet schon,
das tät’ das Bäumchen sehen
und raunt mit leisem Ton:
„Ihr mögt den Stamm nur fällen,
doch baut ein Boot daraus;
tragt’s an des Stromes Wellen
und fahrt zum Quell nach Haus.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 1000)

               

           

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