incl. zufrieden
vgl auch → begnügen, Bescheidenheit, danken, Frieden, Gelassenheit, genüßlich, genug, glücklich, Harmonie, Herrlichkeit, Himmel, Idylle, Lebenskunst, leisten, loben, neidlos, Paradiesgärtlein, Reichtum, ruhen, sättigen, schicken, selbstgefällig, Seligkeit, sorgenfrei,
vollkommen, wohl, wünschen, wunderbar, Zuflucht, zurücklehnen, Zuversichtlichkeit;
≠ Anspruch, Durst, Eifersucht, hadern, herumstochern,
hungern, jammern, klagen, Neid, nörgeln, Not, Sehnsucht, tadeln, verbittern, verzweifeln, vorhalten
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Stricke des Todes hatten mich umfangen,
und Ängste der Hölle hatten mich getroffen;
ich kam in Jammer und Not.
Aber ich rief an den Namen des HERRN:
„O HERR, errette mein Seele!“
Der HERR ist gnädig und gerecht,
und unser Gott ist barmherzig.
Der HERR behütet die Einfältigen;
wenn ich unterliege,
so hilft er mir.
Sei nun wieder zufrieden, meine Seele;
denn der HERR tut dir Gutes.
Denn du hast meine Seele aus dem Tode gerissen,
meine Augen von den Tränen,
meinen Fuß vom Gleiten.
Ich werde wandeln vor dem HERRN
im Lande der Lebendigen.
(Lutherbibel, 1912, Psalm 116:3-9)
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Gib dich zufrieden und sei stille
1
Gib dich zufrieden und sei stille
in dem Gotte deines Lebens!
In ihm ruht aller Freuden Fülle,
ohn’ ihn mühst du dich vergebens:
Er ist dein Quell und deine Sonne,
scheint täglich hell zu deiner Wonne.
Gib dich zufrieden!
2
Er ist voll Lichtes, Trosts und Gnaden,
ungefärbten, treuen Herzens.
Wo er steht, tut dir keinen Schaden
auch die Pein des größten Schmerzens:
Kreuz, Angst und Not kann er bald wenden,
ja, auch den Tod hat er in Händen.
Gib dich zufrieden!
3
Wie dir's und andern oft ergehe,
ist ihm wahrlich nicht verborgen:
Er sieht und kennet aus der Höhe
der betrübten Herzen Sorgen.
Er zählt den Lauf der heißen Tränen
und faßt zuhauf all unser Sehnen.
Gib dich zufrieden!
4
Wenn gar kein einz'ger mehr auf Erden,
dessen Treue du darfst trauen,
alsdann will er dein Treuster werden
und zu deinem Besten schauen.
Er weiß dein Leid und heimlich’ Grämen,
auch weiß er Zeit, dir's zu benehmen.
Gib dich zufrieden!
5
Er hört die Seufzer deiner Seelen
und des Herzens stilles Klagen:
Und was du keinem darfst erzählen,
magst du Gott gar kühnlich sagen.
Er ist nicht fern: steht in der Mitten,
hört bald und gern der Armen Bitten.
Gib dich zufrieden!
6
Laß dich dein Elend nicht bezwingen,
halt an Gott, so wirst du siegen:
Ob alle Fluten einhergingen,
dennoch mußt du oben liegen.
Denn wann du wirst zu hoch beschweret,
hat Gott, dein Fürst, dich schon erhöret.
Gib dich zufrieden!
7
Was sorgst du für dein armes Leben,
wie du's halten wollst und nähren?
Der dir das Leben hat gegeben,
wird auch Unterhalt bescheren:
Er hat ein’ Hand voll aller Gaben
da See und Land sich muß von laben.
Gib dich zufrieden!
8
Der allen Vöglein in den Wäldern
ihr bescheid’nes Körnlein weiset,
der Schaf und Rinder auf den Feldern
alle Tage tränkt und speiset:
Der wird ja auch dich eingen {einz’gen} füllen
und deinen Bauch zur Notdurft stillen.
Gib dich zufrieden!
9
Sprich nicht: „Ich sehe keine Mittel,
wo ich such’, ist nichts zum besten.“
Dann das ist Gottes Ehrentitel:
helfen, wenn die Not am größten.
Wenn ich und du ihn nicht mehr spüren,
da schickt er zu, uns wohl zu führen.
Gib dich zufrieden!
10
Bleibt gleich die Hilf’ in etwas lange,
wird sie dannoch endlich kommen:
Macht dir das Harren angst und bange,
glaube mir, es ist dein Frommen.
Was langsam schleicht, faßt man gewisser,
und was verzeucht, ist desto süßer.
Gib dich zufrieden!
11
Nimm nicht zu Herzen, was die Rotten
deiner Feinde von dir dichten:
Laß sie nur immer weidlich spotten,
Gott wird's hören und recht richten.
Ist Gott dein Freund und deiner Sachen,
was kann dein Feind, der Mensch, groß machen?
Gib dich zufrieden!
12
Hat er doch selbst auch wohl das Seine,
wenn er's sehen könnt’ und wollte:
Wo ist ein Glück so klar und reine,
dem nicht etwas fehlen sollte?
Wo ist ein Haus, das könnte sagen:
„Ich weiß durchaus von keinen Plagen“?
Gib dich zufrieden!
13
Es kann und mag nicht anders werden:
Alle Menschen müssen leiden.
Was webt und lebet auf der Erden,
kann das Unglück nicht vermeiden.
Des Kreuzes Stab schlägt unsre Lenden
bis in das Grab: Da wird sich's enden.
Gib dich zufrieden!
14
Es ist ein Ruhetag vorhanden,
da uns unser Gott wird lösen:
Er wird uns reißen aus den Banden
dieses Leibs und allem Bösen.
Es wird einmal der Tod herspringen
und aus der Qual uns sämtlich bringen.
Gib dich zufrieden!
15
Er wird uns bringen zu den Scharen
der Erwählten und Getreuen,
die hier mit Frieden abgefahren,
sich auch nun im Frieden freuen:
Da sie den Grund, der nicht kann brechen,
den ew’gen Mund selbst hören sprechen:
„Gib dich zufrieden!“
((Paul GERHARDT, *1666, EA 1666; hier zitiert nach:
Paulus Gerhardts geistliche Lieder. Historisch-kritische Ausgabe von D. Johann Friedrich Bachmann,
(L. Oehmigkes Verlag (Fr. Appelius)) Berlin 1866, Nr 95, S. 248 - 250, in der Schreibweise von 1970c)
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Täglich zu singen
1
Ich danke Gott und freue mich
wie's Kind zur Weihnachtsgabe,
daß ich bin, bin; und daß ich dich,
schön menschlich’ Antlitz, habe;
2
daß ich die Sonne, Berg und Meer
und Laub und Gras kann sehen
und abends unterm Sternenheer
und lieben Monde gehen;
3
und daß mir denn zumute ist,
als wenn wir Kinder kamen
und sahen, was der heil'ge Christ
bescheret hatte; amen!
4
Ich danke Gott mit Saitenspiel,
daß ich kein König worden;
ich wär’ geschmeichelt worden viel
und wär’ vielleicht verdorben.
5
Auch bet’ ich ihn von Herzen an,
daß ich auf dieser Erde
nicht bin ein großer reicher Mann
und auch wohl keiner werde.
6
Denn Ehr’ und Reichtum treibt und bläht,
hat mancherlei Gefahren,
und vielen hat's das Herz verdreht,
die weiland wacker waren.
7
Und all das Geld und all das Gut
gewährt zwar viele Sachen;
Gesundheit, Schlaf und guten Mut
kann's aber doch nicht machen.
8
Und die sind doch, bei Ja und Nein,
ein rechter Lohn und Segen!
Drum will ich mich nicht groß kastei’n
des vielen Geldes wegen.
9
Gott gebe mir nur jeden Tag,
soviel ich darf, zum Leben.
Er gibt's dem Sperling auf dem Dach;
wie sollt’ er's mir nicht geben!
(Matthias CLAUDIUS,
EA 1777 in:
Musen Almanach für 1778, herausgegeben von Johann Heinrich Voß,
Hamburg: Carl Ernst Bohn,
darin eingebunden: Poetische Blumenlese für das Jahr 1778,
vom selben Herausgeber, S. 146-147;
2. Ausgabe in:
ASMUS omnia sua SECUM portans, oder
Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen, 3. Theil,
{Hamburg-}Wandsbeck 1774 {recte 1778}:
Selbstverlag Matthias Claudius, S. 3.81-3.82)
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