vergessen (div.)

vgl auch  → alterndahinfrüherGeschichtegesternmißachtennichtsunbeachtetunbesonnenunterlassenverdrängenVergangenheitvergebenversenkenverzeihenverzichtenvorhervorigvorzeitenZornzuvor;
behaltenDenkmalErinnerunggedenkenGedenkstättehegenlernenmachenmerkentunumsetzenverfügenVergißmeinnicht

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Hat Gott vergessen,
gnädig zu sein,
und seine Barmherzigkeit
vor Zorn verschlossen?
Aber doch sprach ich:
„Ich muß das leiden;
die rechte Hand des Höchsten
kann alles ändern.“
Du bist der Gott,
der Wunder tut.
(ASAPH;  in:
Lutherbibel, 1912, aus Psalm 77:10+11+15)

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Ein Psalm Davids.
Lobe den HERRN,
meine Seele,
und was in mir ist,
seinen heiligen Namen!
Lobe den HERRN,
meine Seele,
und vergiß nicht,
was er dir Gutes getan hat:
Der dir alle deine Sünden vergibt
und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht,
und du wieder jung wirst wie ein Adler.
(König DAVID;  in:
Lutherbibel, 1912, Psalm 103:1-5)
                      

                  
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{49:15}  „Kann auch eine Frau
ihres Kindleins vergessen,
daß sie sich nicht erbarme
über den Sohn ihres Leibes?
Und ob sie desselben vergäße,
so will ich doch dein nicht vergessen.
{49:16}  Siehe,
in die Hände
habe ich dich gezeichnet;  {...}.
(GOTT der HERR zu Zion,
wiedergegeben durch den Propheten JESAJA;  in:
Lutherbibel, 1912, aus Jesaja 49:15-16)

{Glosse: vgl → KalenderQouz zum 18.2.2023}

                   

                   

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Ich sah den Wald sich färben

1
Ich sah den Wald sich färben,
die Luft war grau und stumm;
mir war betrübt zum Sterben,
und wußt’ es kaum, warum.
2
Durchs Feld vom Herbstgestäude
hertrieb das dürre Laub;
da dacht’ ich: Deine Freude
ward so des Windes Raub.
3
Dein Lenz, der blütenvolle,
dein reicher Sommer schwand;
an die gefror’ne Scholle
bist du nun festgebannt.
4
Da plötzlich floß ein klares
Getön in Lüften hoch: {Original: ;}
Ein Wandervogel war es,
der nach dem Süden zog.
5
Ach, wie der Schlag der Schwingen,
das Lied ins Ohr mir kam,
fühlt’ ich’s wie Trost mir dringen
zum Herzen wundersam.
6
Es mahnt’ aus heller Kehle
mich ja der flücht’ge Gast:
Vergiß, o Menschenseele,
nicht, daß du Flügel hast!
(Emanuel GEIBEL. Juniuslieder, (J. G. Cotta’scher Verlag) Stuttgart 1848, Seite 88-89)

***


Die scheinbar frömmsten Menschen
sind die strengsten Richter –
und vergessen,
daß Gott Liebe ist.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 201)

***

Schichtarbeiter sind hierzulande
vergessene Menschen.
Wir brauchen sie;
aber wer nimmt auf ihr Schlafbedürfnis
Rücksicht?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 316)

***

Und der Schreiberteufel fragte
den obersten Teufel:
„Was soll ich schreiben,
damit die Menschen
mit ihren Augen nicht sehen
und mit ihren Ohren nicht hören?“
Und der oberste Teufel
antwortete und sprach:
„Der 1. Gemeinde schreibe:
Betet zu Menschen und nicht zu Gott!
Der 2. Gemeinde schreibe:
Kümmert Euch um das Diesseits,
und vergeßt, daß es ein Jenseits gibt!
Der 3. Gemeinde schreibe:
Wehrt den Kindlein, und prangert jeden an,
der sein täglich Brot
nicht bedenkenlos verdienen will!
Der 4. Gemeinde schreibe:
Achtet den Schein höher als das Sein,
eitle Erkenntnis höher als die Liebe,
und stellt keine Fragen!
Der 5. Gemeinde schreibe:
Strebt nach der Herrschaft,
dient keinem Menschen,
und weidet mit eisernem Stabe!
Der 6. Gemeinde schreibe:
Rächet jede Ungerechtigkeit,
ergreift das Schwert,
und rottet die Barmherzigkeit aus!
Der 7. Gemeinde schreibe:
Haltet Euren Glauben für Wissen;
haltet allein Euch für klug,
bewahrt Euch Eure Selbstsicherheit;
und denkt nicht nach über das,
was Ihr nicht sehen könnt!“
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 445)

***

Vergessen fällt oft schwerer
denn Lernen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 465)

***

Erziehung vergißt oft
vor lauter Zukunftsplänen
das Leben in der Gegenwart.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 469)
               

               

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Über Ludwig Thoma:

 

Er hielt seinen Lesern den Spiegel vor,
doch diese sahen darin nur die andern;
und bald verstaubte der Spiegel und –
wurde vergessen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 599)

               

               

***

            
                        
Seele, vergiß nicht
           
Die Mutter hat gesät,
der Sohn geerntet.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 752)
                   

            
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Nachtgeschenk

Wie harmlos es ist,
wenn aus des Nachbars Kamin
der Rauch in die Schlafzimmer dringt
und durch Nasen in Köpfe sinkt
und am Morgen nach dieser Nacht
das Asthma den Kopfschmerz anlacht
und der Sohn in der Schule versagt
und die Mutter einen Unfall beklagt
und der Vater als Maschinist
eine Kleinigkeit vergißt.  –
Wie harmlos das ist!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 983)

              

            

***