incl. Lektüre, Lesekultur, Leser / Leserin
vgl auch → aufnehmen, aussuchen, Brief, Brille, Buch, deuten, erkennen, ernten, fassen, Kinderbuch, Literatur,
nachlesen, sammeln, schließen, Schrift, Schriftsteller / Schriftstellerin, sehen, stehen, Text, veröffentlichen, weiterlesen,
Zeitung;
≠ Fernseher, hören, lauschen
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Mit seinen Kinderbüchern war er bestrebt,
die bunten Blumen im Paradiesgärtlein
seiner kleinen Leser
durch leblose Steine zu ersetzen;
die Entwachsenen dankten es ihm
mit entsprechenden Auszeichnungen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 99)
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Die hiesige Lesekultur
ist dadurch gekennzeichnet,
daß die meisten Menschen
höchstens noch die Kraft haben,
sich von der Spreu zu nähren;
entsprechend ist der Gesundheitszustand
der deutschen Sprache.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 187)
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Wer die Lutherbibel nicht
gelesen hat,
der sollte sich hierzulande weder Atheist
noch Schriftsteller nennen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 208)
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Ein kritischer Schriftsteller
kritisiert nicht seine Leser,
sondern läßt sie kritisieren.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 344)
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Gute Kinderbücher machen
gute Leserinnen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 367)
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Zauberhaft,
wie Clemens Brentano erzählt!
Der Verstand wird müde
und schlummert ein;
doch nur so wird im Leser
der Zugang zu den verborgenen Schätzen
des Unterbewußten frei.
Was wollen wir von einem Dichter
noch anderes verlangen!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 426)
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Er schrieb,
nicht um seine Leser zu bessern,
sondern um selber besser zu werden.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 435)
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Der Reiz von EICHENDORFFs
„Taugenichts“ liegt wohl darin,
daß diese Novelle im Leser
einen romantischen Traum
entstehen läßt.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 459)
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Der Leser hatte oft das Gefühl,
daß die Figuren dieses Romans
nicht selber handelten, sondern
vom Autor gehandelt wurden.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 460)
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Er hielt SCHOPENHAUER für
nichts
anderes als einen Pessimisten.
Und deshalb stempelte er auch jeden,
der ein Buch von SCHOPENHAUER
gelesen hatte, als Pessimisten ab.
Wen kümmert’s – wäre Schwachsinn
nicht so ansteckend!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 517)
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Die Schar der Autoren,
die gar keine Leser gewinnen wollen,
scheint immer größer zu werden.
Für wen schreiben die eigentlich?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 530)
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Zwar hatte diese ausführliche Beschreibung
nichts mit der Romanhandlung zu tun,
aber dem Autor trug sie die Illusion ein,
sich für gebildet und
für einen genauen Beobachter zu halten;
dem Leser brachte sie die nötige Müdigkeit,
sogleich einschlafen zu können.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 531)
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Seine Art,
mit der deutschen Sprache umzugehen,
stellte manche Leser immer wieder vor die Entscheidung,
entweder in seinem Buch nicht mehr weiterzulesen oder
den Autor auf Zahlung von Schmerzensgeld
zu verklagen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 540)
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Über Ludwig Thoma:
Er hielt seinen Lesern den Spiegel vor,
doch diese sahen darin nur die andern;
und bald verstaubte der Spiegel und –
wurde vergessen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 599)
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Er warnte seine Leser vor Gefahren,
in die mancher ohne diese Hinweise
gar nicht geraten wäre.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 619)
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Die Leser,
die JEAN PAUL zu schätzen wissen,
sterben aus –
wie die deutsche Sprache.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 652)
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Jeder Leser darf es rot
im Kalender anstreichen,
wenn er bei der Lektüre eines Buches
aus der Feder eines deutschen Schriftstellers gelacht hat.
Ich achte, niemand wird sich davon
einen Schreibkrampf
oder gar ein Hühnerauge holen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 724)
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Zeige mir einen erfolgreichen Schriftsteller,
der nicht die Eitelkeit
seiner Leser genährt hat.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 728)
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Das Hauptanliegen des Autors
war bei diesem Roman anscheinend,
den adligen Lesern zu sagen:
Da staunt ihr, wie ich mich
in euren Kreisen auskenne.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 744)
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Er hielt Schriftsteller und Leser
für dümmer als sich selbst;
er war also Literaturkritiker.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 760)
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Wenn ich lese, höre und sehe,
welche Gebote und Verbote
bereits von „Christen“ erlassen wurden,
könnte es mich nicht mehr überraschen,
wenn der eine oder andere „Christ“ sogar
versucht hätte, einen farbigen Menschen
weiß zu schrubben, – nur weil Jesus
ein Weißer gewesen sei.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 791)
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Viele Zeitgenossen verachten JEAN PAUL,
wenige haben einen seiner Romane
zu Ende gelesen.
Aber wer will bestreiten,
daß die Schatzkammer
der JEAN PAULschen Gedanken
sehr groß gewesen sein muß!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 809)
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Mancher Schriftentsteller meint,
je häufiger er
eine Formulierung wiederhole,
desto treffender werde diese;
freilich – auch wenn sie nicht schärfer wird,
so tut sie dem aufmerksamen Leser
doch weh. Mancher usw
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 833)
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Schlechte Unterhaltung
und schlechte Lektüre
verderben guten Stil.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 862)
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