incl. destruktiv, konstruktiv, kritisch, kritisieren, Kunstkritik, Literaturkritik, Musikkritik, Rezensent /
Rezensentin, Rezension
vgl auch → anklagen, anlasten, anprangern, argwöhnen, Beruf, hinrichten, Hofnarr, jammern, Journalismus, Justiz, Kabarettist / Kabarettistin, KRAUS
(Karl), Kunst, Kunstverständnis, loben, Maßstab, messen, mißtrauen, Moralist / Moralistin, Nestbeschmutzung, nörgeln, Pharisäer / Pharisäerin, prüfen, Psychovandalytiker / Psychovandalytikerin, Rassismus, Reformator / Reformatorin, richten, Satire, Selbstgerechtigkeit, Selbstkritik, spiegeln, spotten, Staatsanwältin /
Staatsanwalt, Strenge, tadeln, Treffsicherheit, urteilen, verdammen,
verfestigen, vergleichen, verspotten, verstoßen, verurteilen, verwerfen, vorhalten,
Vorurteil, Vorwurf, werten, widersprechen, Zeitkritik, Zeitung, zerreißen, zweifeln;
≠ einverstanden
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Wer andere mit Schmutz bewirft,
hat selber schmutzige Hände.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 6)
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Wer andere verurteilt,
dem fehlen Zeit und Kraft,
es selber besser zu machen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 8)
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Halte niemandem die Fehler vor,
die er bereits kennt.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 9)
***
Unvollkommenheit kann
Vollkommenheit nicht ertragen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 17)
***
Mancher Schriftsteller ist sehr kurzsichtig,
weil er ständig seine Kritiker
im Auge hat.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 100)
***
Wie viele Menschen wurden schon verurteilt,
weil sich niemand die Zeit nahm,
sie zu verstehen!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 146)
***
GOETHE gilt hierzulande
als der größte Dichter,
weil sich seine Kritiker
noch für viel größer halten;
wie aktuell doch
das Märchen vom Zaunkönig ist.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 164)
***
Genie ist ein Mensch,
der von einem Kritiker,
der sich selbst für ein Genie hält,
so genannt wird.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 193)
***
Von Donner und Blitz
schließen wir auf ein Gewitter,
aber ziehen daraus nicht die Folgerung,
daß es fortan alle Tage gewittert.
Warum halten wir aber
die einmalige Äußerung eines Menschen
für den Ausdruck
seines ständigen Charakters?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 209)
***
Eigentlich sollte jeder Autor jedes Werk
unter einem neuen Pseudonym schreiben,
denn dann könnte sich
die Literaturwissenschaft mehr
den Originaltexten widmen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 219)
***
Wieviel Lebensenergie vergeudet
die Menschheit
durch zerstörende Kritik?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 227)
***
Wie viele Werte gehen verloren,
weil konstruktive Kritik
als Besserwisserei abgetan wird!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 228)
***
Wie oft fordere ich
von einem anderen Menschen,
was ihm niemand gegeben hat?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 232)
***
Dem, der mich tadelt, glaub’ ich nicht,
auch wenn er nur die Wahrheit spricht.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 257)
***
Jede Rezension ist
eine Selbstdarstellung.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 323)
***
Ein kritischer Schriftsteller
kritisiert nicht seine Leser,
sondern läßt sie kritisieren.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 344)
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Es ist die Pflicht eines jeden Menschen
und somit auch
eines jeden Aphorismenschreibers,
Wissenschaft und Kunst zu fördern
und diesen ein gutes Stück
Arbeit zu hinterlassen,
bevor er ihnen vorauseilt.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 351)
***
Nur dem, der von seinem Dünkel
genesen ist, kann Kritik helfen;
doch selten hat er sie dann noch nötig.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 381)
***
Den Eitlen bestärkt Kritik
in seiner Eitelkeit.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 382)
***
Mit seiner Laudatio auf den Preisträger
wollte der Redner vor allem
das hohe Niveau
seines eigenen Kunstverständnisses
herausstreichen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 396)
***
Oft trifft auf einen Gesellschaftskritiker zu:
Ich bring' euch das,
wovor ich warne.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 457)
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Er lobte GOETHE über die Maßen,
um sich in dessen Abglanz zu sonnen;
doch warm wurde ihm dabei nicht.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 478)
***
Es ist eitel, die Menschen fühlen zu lassen,
daß ich ihren Schein durchschaue, –
statt sie zu ermutigen,
ihre gute Seiten zu entwickeln.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 482)
***
Sage mir, wie du über andere denkst,
und ich sage dir, wer du bist.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 511)
***
Zu selten ist es mir bewußt,
daß die sonnigen Wiesen im Süden
und die kalten Felshänge im Norden
Seiten des gleichen Berges sind.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 514)
***
Warum haben so viele
deutsche Literaturkritiker
(ausgenommen ...)
so viel im Schaufenster
und so wenig im Regal und im Lager?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 516)
***
Er hielt SCHOPENHAUER für nichts
anderes als einen Pessimisten.
Und deshalb stempelte er auch jeden,
der ein Buch von SCHOPENHAUER
gelesen hatte, als Pessimisten ab.
Wen kümmert’s – wäre Schwachsinn
nicht so ansteckend!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 517)
***
Ihr armen Meister-Schriftsteller!
Wieviel Dummheit müßt ihr bereits
zu Lebzeiten von euren Kritikern ertragen!
und wieviel größere Dummheit
nach eurem Tode von denen,
die sich eure Jünger nennen!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 519)
***
Er war ein ausgezeichneter Märchendeuter!
Einerseits behauptete er,
daß die von ihm untersuchten Märchen
weder von Heranwachsenden
noch für diese erzählt worden seien,
andererseits deutete er in jedes Märchen
die Pubertät als zentrales Thema hinein.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 539)
***
Warum verachtet ihr
den Komponisten von Märchenopern,
die Schreiberin von Kinderbüchern?
Ihr eitlen Elitasten!
Wer ein Kinderherz erfreut
und erwärmt hat,
tat mehr als alle,
die den Schlüssel des Paradieses
mit Füßen getreten.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 548)
***
Seine Konservierungsmittel pries er stets
unter dem Etikett „Kritik“ an.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 562)
***
Matthias, Matthias, wie viele
Kritikaster aus der Zunft Eigenlob haben
deine Goldkörner nur danach beurteilt,
ob diese zum Ballspielen taugten!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 570)
***
Er lobte den andern mit Wörtern,
die viel besser auf ihn selbst zutrafen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 576)
***
Auf der einen Seite fordern sie
von diesem Kritiker Klugheit,
auf der anderen Seite erwarten sie
von ihm die Dummheit,
die Kuh zu schlachten,
deren Milch er trinkt.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 578)
***
Ein Psychovandalytiker
ist ein selbsternannter Kritiker,
der seine eigenen Krankheiten
in einen Autor hineininterpretiert,
um zu verschleiern,
daß ihm das Verständnis
für dessen Werte fehlt.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 600)
{Glosse:
Wird durch diesen Begriff nicht Rassismus gefördert?}
***
Karl KRAUS hatte das Glück,
nach dem Tode Heinrich HEINEs
geboren zu werden.
So konnte er diesen ohne Gegenwehr
verspotten und sich für geistreicher halten.
Wie geistreich muß erst ein Mensch sein,
der nach dem Tode von Karl KRAUS
geboren worden ist!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 612)
***
Dieser Dichter hatte
kein Herz für die Armen.
Heute werden er und sein Werk
von solchen Menschen gelobt, die ihm
in dieser Eigenschaft sehr ähneln.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 618)
***
Er hielt sich
für einen einzigartigen Märchen-Experten,
denn er konnte sogar Märchen rezensieren,
die er nie gelesen hatte.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 653)
***
Es ist traurig,
wenn die Literaturkritik hierzulande
Heiterkeit verachtet.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 661)
***
Warum habt ihr diesen Dichter
auf den Olymp gehoben?
Dort dürfen einzig Götter bleiben;
für Menschen aber geht es von dort
nur bergab.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 666)
***
Ungerecht ist der Vorwurf,
dieser Schriftsteller sei durch
sein Schweigen mitschuldig geworden.
Für wen hätte er schreiben können?
Wer wäre es wert gewesen?
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 667)
***
Die Tragik der Romantik:
Der kritische Verstand findet nur
Widersprüche und keinen Halt;
wer aber seinen Verstand mißachtet,
verliert sich selbst.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 691)
***
Der Herr Literaturkritiker stempelte
diesen Schriftsteller als Moralisten ab
und übersah,
wie hier einer um den Glauben
an das Gute im Menschen rang.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 717)
***
Sein Eigentum
Dies Gedicht zu deuten ist unsäglich.
Wer es dennoch tut, der scheitert kläglich.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 753)
***
Er hielt Schriftsteller und Leser
für dümmer als sich selbst;
er war also Literaturkritiker.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 760)
***
Sich in die Lüfte tragen
von einem Adler ließ ein Floh,
sprang in die Höh’ sodann
und ließ deshalb fortan
als höchstes Tier, als Salomo,
sich feiern mit Behagen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 788)
***
Du brauchst deine Worte nicht
an Marionetten zu vergeuden.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 817)
***
Wem es an Treffsicherheit mangelt,
muß aus einer Mücke
einen Elefanten machen;
erst dann kann er den 1. Schuß abgeben.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 840)
***
Mancher „kritische“ Schriftsteller
ist einem Politiker gleich,
der Armut zu bekämpfen wähnt,
wenn er in den Slums
die Elendshütten abreißen,
aber keine neuen Unterkünfte bauen läßt.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 843)
***
Nicht nur Historiker verfallen dem Irrtum,
Menschen seien dies und jenes;
statt zu erkennen, daß Menschen
meistens nur dies und jenes haben.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 872)
***
Die Klasse der Kritiker
zerfällt in die Ordnungen:
Aasgeier, Adler, Elstern, Falken,
Gänse, Gimpel, Habichte, Käuze,
Kiebitze, Krähen, Kuckucke, Neuntöter,
Pfauen, Schwäne, Spötter, Tauben.
Wie wir Menschen uns doch ähneln!
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 894)
***
Ein Moralist ist ein Mensch,
der andern seinen Spiegel vorhält,
damit er sich nicht selbst besehen muß.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 910)
***
Jede ehrliche Kritik
ist eine Chance.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 911)
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Wer keine Kritik erträgt,
will oder kann sich nicht mehr verbessern.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 918)
***
Zuweilen reagieren wir Menschen
wie ein Schlafwandler, der stürzt,
sobald er geweckt wird.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 921)
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In einem Meisterwerk ist mehr verborgen,
als 7 Kritiker zu finden wissen.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 924)
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Wenn es in einem Lande zur Manie wird,
den besten Schriftstellern
psychische Krankheiten
nachweisen zu müssen,
dann wird die dortige Literatur wirklich
angepaßt und krank.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 953)
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Er liebte seine Werke
nach deren Erscheinen
zu tadeln, auf daß
wohlwollende Kritiker
widersprechen konnten,
übelwollende aber
nichts Neues zu sagen wußten
und deshalb unbeachtet blieben.
(artur: Aphorismen eines Einsiedlers 1, 1997, Nr 958)
***